Der Golfclub Altötting-Burghausen widmet sich seit Jahren intensiv dem Thema Golf&Natur. Nun erhält die Anlage erstmals das Zertifikat in Gold – unter anderem für ihre mehr als 1.000 Arten aus Flora und Fauna. Weitere Projekte in Sachen Ressourcenschonung sind in Planung.
„Entspannt golfen, Natur genießen“ – so steht’s auf der Homepage des Golfclubs Altötting-Burghausen. Und damit nicht genug: Auf der Zufahrtsstraße wehen die Fahnen im Wind, auf denen zu lesen ist: „Golfen x2 in schönster Natur“. Man legt viel Wert auf das Zusammenspiel zwischen Golf & Natur – und das bereits seit 40 Jahren.
Historie
1984 hat alles angefangen: Golf wurde zunächst auf der 9-Loch-Anlage Falkenhof nahe Marktl gespielt. Auf der anderen Seite der B20 entstand zwei Jahre später, genauer am 2. Juni 1986, der Golfclub Altötting-Burghausen Schloss Piesing. „1995 fusionierten die beiden Anlagen dann zu einer 27-Loch-Meisterschaftsanlage mit zwei Plätzen, wie sie heute noch existiert“, erzählt Markus Löffl. Wir treffen den 46-jährigen Clubleiter im herrlich-schattigen Biergarten unter mächtigen Bäumen mit Kiesboden und italienischer Küche direkt vor dem Clubhaus in der Gemeinde Haiming. Löffl ist zudem Head-Greenkeeper und leitet nun zusammen mit DGV-Clubsekretärin Monika Bommer den gut funktionierenden Club mit rund 1.000 Mitgliedern. Sowohl sportlich ambitionierte Spieler als auch Genussgolfer kommen auf den meist flachen Fairways mit strategisch geschickt platzierten Hindernissen auf ihre Kosten. Beide Anlagen sind 365 Tage im Jahr geöffnet und können – sofern es die Witterung zulässt – auch im Winter auf Sommergrüns bespielt werden. In diesem Jahr erhielt der GC Altötting-Burghausen erstmals das Golf&Natur-Zertifikat in Gold. „Wir leben und spielen hier in herrlicher Natur, und diese Auszeichnung ist nun der Lohn für jahrelange Bemühungen, die wir gerne und mit großer Freude vorangetrieben haben“, erklärt Bommer.
GEO-Tag
Es gibt wohl kaum einen Club in Bayern (oder sogar in ganz Deutschland), der seine zahlreichen Arten so fein säuberlich und akribisch aufgelistet hat wie der GC Altötting-Burghausen. Sowohl auf Papier als auch in digitaler Form existieren umfangreiche Unterlagen, die sehr eindrucksvoll dokumentieren, dass auf der Gesamtfläche von 100 Hektar (beide Anlagen zusammen) nur 25 Prozent als Spielfläche gepflegt werden. „Die restlichen 75 Prozent sind bei uns unberührte Natur, auf der mehr als 1000 verschiedene Arten aus Flora und Fauna leben“, erklärt Manager Löffl. Diese Listen sind unterteilt in Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische, Spinnen, Schmetterlinge, Käfer, Heuschrecken, Bienen, Hummeln und Wespen, Libellen, Krebstiere, Weichtiere, Würmer und so vieles mehr. Wer auf der Website des Clubs unter Golf & Natur eine dieser Rubriken anklickt, wird übersichtlich erforschen können, welche Arten und wo diese genau heimisch sind. Das Nachschlagewerk ist ein herrliches Beweisstück, wie sehr Golf und Natur miteinander verschmolzen sind. Und es wird selbst fachkundigen Naturfreunden Arten präsentieren, von denen sie vielleicht noch nie etwas gehört haben wie beispielsweise die Gemeine Binsenjungfer (Libelle) oder der Kaisermantel (Schmetterling).
Vor vier Jahren ist die Kreisgruppe Altötting im BUND Naturschutz auf die Arbeit im Golfclub aufmerksam geworden und hat zum GEO-Tag auf die Anlage am Barockschlösschen Piesing geladen. Seit 1999 findet dieses Event jährlich statt und soll ausgewiesenen Experten wie Vogelkundlern, Imkern, Diplom-Biologen, Professoren und Naturschützern allgemein die Möglichkeit geben, innerhalb von 24 Stunden möglichst viele verschiedene Pflanzen und Tiere in einem ausgewählten Gebiet zu entdecken. Erstmals wurde ein Golfplatz ausgewählt und die anfängliche Skepsis der Experten verwandelte sich schnell in Staunen. Nach dem Projekt entstand ein mehrseitiger Abschlussbericht, dessen Titelblatt ein Bild ziert, unter dem geschrieben steht: „Golfrasen und Blütenvielfalt – auf diesem Golfplatz kein Widerspruch“. Für den GC Altötting-Burghausen, in dem sich das Team schon jeher den Themen Umweltschutz und Ressourcenschonung gewidmet hatte, war das der Startschuss für ein neues Projekt, mit dem Vorurteile abgebaut und die Öffentlichkeit für Golf & Natur sensibilisiert werden konnte. Die detaillierten Artenlisten basieren daher auf Recherchen der Arbeitsgruppe Biodiversität des GC Altötting-Burghausen unter Dr. Franz Mayer, auf den Kartierungsarbeiten einer Expertengruppe des BUND Naturschutz und der Arbeitsgruppe Mykologie Inn-Salzach (AMIS) während des GEO-Tages 2020 sowie auf einer Reihe von Platzbegehungen mit dem Pilzsachverständigen Thomas Glaser sowie dem Experten für Flechten und Moose, Dr. Oliver Dürhammer.
Energie
Die Artenvielfalt ist das Eine. Zur Erfüllung der Kriterien im Rahmen des DGV-Programms Golf&Natur gehören allerdings zahlreiche weitere Voraussetzungen. Und diese geht der GC Altötting-Burghausen für die nächsten Jahre an und investiert in die Zukunft. Löffl: „Wir planen aktuell eine neue Photovoltaikanlage, um unseren wunderbaren Club und unsere Einrichtungen mit Eigenstrom zu versorgen.“ Zusätzlich befinde man sich in intensiven Gesprächen mit den kommunalen Behörden, um das Thema Wassermanagement voranzubringen. Der Verbrauch der Golfanlage in Altötting-Burghausen liegt bei unter 10.000 Kubikmeter pro Jahr ohnehin unter dem Durchschnitt, man will jedoch weitere sinnvolle Maßnahmen treffen, um achtsam mit der Ressource Wasser umzugehen und Vorurteile in der Öffentlichkeit diesbezüglich abzubauen. „Wir können die Menschen in der Umgebung in erster Linie mit Zahlen und Fakten überzeugen. Die sehen dann, wenn sie wirklich bei uns vorbeischauen und sich für unsere Arbeit interessieren, dass wir eben weitestgehend auf Pflanzenschutzmittel verzichten und sehr sparsam beim Wasserverbrauch sind“, so Löffl. Daher seien die zu erledigenden Aufgaben zur Erfüllung der Kriterien eine nie endende Herausforderung, der man sich im GC Altötting-Burghausen gerne voller Kraft und Leidenschaft widmet.
Öffentlichkeitsarbeit
Dazu gehört auch und vor allem die Öffentlichkeitsarbeit, denn wer viel Gutes tut in Sachen Naturschutz, dürfe ruhig auch darüber reden. So gratulierte die AG Biodiversität des Clubs den Gewinnerinnen des Golf&Natur-Fotowettbewerbs 2023. In der Kategorie „Schönstes Bild“ ging der 1. Preis an Kathrin Miedaner mit einem Foto eines Europäischen Laubfroschs (Hyla arborea), der auf einem Pfosten der Abschlagstafel an Loch 5 der Anlage Falkenhof posierte. „Wir sind in ständigem Kontakt mit der örtlichen Presse, um öffentlichkeitswirksam über unsere Projekte zu informieren“, erzählt DGV-Clubsekretärin Monika Bommer, die als ehemalige Redaktionsleiterin Erfahrung im Verlagswesen mitbringt. Ohnehin lebt das Engagement eines Clubs für Golf&Natur mit den Menschen und ihrer Leidenschaft für den Sport unter freiem Himmel und in herrlicher Natur. Clubleiter Löffl und -sekretärin Bommer sitzen in der Schlosswirtschaft Il Castello unter mächtigen Bäumen und sind sich einig: „Wir freuen uns über jeden, den wir von unserer Arbeit in Sachen Umweltschutz überzeugen und vielleicht sogar zum Golfspielen bewegen können.“
(c) 5. September 2024 , Thomas Kirmaier
Beitrag im Original mit zahlreichen Fotos erschienen auf golf.de.