Im Reich der Moose und Flechten

Im Reich der Moose und Flechten

Einige Regionen der Welt, wie die Nebelwälder der Tropen und Subtropen, aber auch die der kanadischen Westküste sowie die Tundren Nordeuropas und Asiens sind bekannt für ihren Reichtum an Flechten und Moosen. Mitteleuropäische Golfplätze stehen weniger in dem Ruf, Refugien für diese beiden Gruppen zu sein. Dennoch erschien es der Arbeitsgruppe „Biodiversität“ den Versuch wert, die Bestandsaufnahme der auf unseren beiden Golfanlagen existierenden Lebewesen auch auf Moose und Flechten auszudehnen.

Nachdem es den Mitgliedern der Arbeitsgruppe an dem hierfür nötigen Sachverstand fehlt, waren wir auf externe Hilfe angewiesen. Diese fanden wir in Gestalt des Regensburger Lichenologen/Bryologen Dr. Oliver Dürhammer, Inhaber der Dueroli Studios, Pentling. (Lichenologie ist die Wissenschaft von den Flechten, Bryologie die von den Moosen.) Bei einer gemeinsamen Platzbegehung mit F. Mayer und E. Drescher kartierte Dr. Dürhammer 51 Flechten-Arten, 47 Moos-Arten und eine Pilz-Art.

 

Dr. Dürhammer bei der Kartierung Piesing, Foto: F. Mayer

Während alle kartierten Moosarten in ihrem Bestand ungefährdet sind, stehen folgende sechs der kartierten Flechten auf der Roten Liste Bayern/Vorwarnstufe: Strahlige Fleckflechte, Haarfeine Stecknadel, Verdrehte Schüsselflechte, Bereifte Schildflechte, Essigflechte, Gewöhnliche Bartflechte. Der einzige kartierte Pilz, der Stecknadelpilz, steht ebenfalls auf dieser Liste.

 

Gewöhnliche Bartflechte (Usnea dasypoga (Ach.) Nyl.), Piesing, Foto: F. Mayer

 

Mauer-Drehzahnmoos (Tortula muralis), Piesing, Brücke bei Bahn 8, Foto: O. Dürhammer

Obwohl beide Gruppen von den Vätern der Botanik recht stiefmütterlich behandelt wurden (Carl von Linné bezeichnete die Flechten als „armseligstes Bauernvolk“ der Vegetation) haben sie doch gerade in jüngster Zeit erheblich an Bedeutung gewonnen. Die Moose werden immer mehr als natürliche Wasserspeicher geschätzt und die Flechten gewinnen zunehmend als sehr empfindliche Bio-Indikatoren für die Reinheit der Luft an Bedeutung.

Die große Anzahl an Moosen und Farnen auf unserer Piesinger Anlage mag einerseits als Indiz dafür dienen, dass wir unseren Sport in einer intakten Umwelt betreiben, andererseits zeigt sie, dass die Bemühungen der benachbarten Chemieunternehmen zur Minimierung ihres Schadstoffausstoßes auch von der Natur wahrgenommen und honoriert werden.

Dr. Dürhammer hat seine Erkenntnisse wie folgt zusammengefasst: „Das Gelände des Golfclubs Altötting-Burghausen e.V. wurde am 01.05.2022 ca. 3,5 Stunden lang auf Moose und Flechten untersucht. Die Anlage wird durch ein Biodiversitätsteam betreut, systematisch untersucht und weiterentwickelt. Diese Anstrengungen zeigen sich in einer erstaunlich hohen Artenvielfalt, die auf die Vielfalt der geschaffenen Standorte zurück zu führen ist. Mit 51 Flechten- und 47 Moosarten konnten in kurzer Zeit typische Vertreter des Gebiets auf dem „Sportgelände“ festgestellt werden. Gemähte Rasen und intensiv gepflegte Greens würden kaum mehr als 1-2 Arten von Moosen einen Lebensraum bieten. Aber die Verbindung aus Sportanlage und durchdachtem Biodiversitäts-Management für die 70 ha große Fläche zeigt, dass auch ein Golfplatz ein Lebensraum sein kann. Das Konzept sollte in die Köpfe und die Vorgärten der Bevölkerung getragen werden. Ein sehr erfreuliches Beispiel, dass Sport und Naturschutz sehr wohl gemeinsam existieren können“.

Fazit: Auch wenn Flechten und Moose in anderen Regionen der Welt Landschaften in größerem Maße prägen, ein kleines „Reich der Moose und Flechten“ hat auch der GC Altötting-Burghausen seinen Mitgliedern und Greenfee-Spielern zu bieten.

Literatur:
Bryologische und lichenologische Untersuchung auf dem Gelände des Golfclubs Altötting-Burghausen e.V., O. Dürhammer, 06.05.2022
Flechte, Wikipedia (Website)
Pilze, Moose, Flechten – Kryptogamen in Bayern, Bayerisches Landesamt für Umwelt (Website)

Bericht von Franz Mayer, 06.06.2022